Beim hier zum Verkauf stehenden Scheunenfund im Originallack handelt es sich um eine Condor Grand Sport 512, ein Typ welcher im Januar 1929 ein erstes Mal auftauchte. Dieses Modell war das Nachfolgemodell der Grand Sport 511 und unterschied sich visuell haupsächlich an der Tankform die nun einem Satteltank gewichen war. Die Condor Werksbücher geben das Auslieferungsdatum dieser Condor Grand Sport 512 mit dem 22. Februar 1929 an. Somit handelt es sich hierbei um eine der ganz frühen 512er. Der Abnehmer des Motorrads war der Motorradhändler Balma, welcher damit seinen in Martigny (Kanton Wallis) wohnhaften Kunden bediente.
Die Condor Grand Sport 512 wird angetrieben von einem 350 ccm grossen, einzylindrigen und kopfgesteuerten (OHV) MAG-Motor welcher mit einem 3-Gang Getriebe interagiert und es wird vermutet, dass es sich beim Motor noch um das originale Aggregat handelt: Der 350 ccm Motor mit Nummer 300450 ist das 450. Exemplar dieser Grösse welches von Condor im Baukastenprinzip über alle 350 ccm Modelle im Jahre 1929 verbaut wurde. Somit handelt es sich um einen frühen Motor aus dem Jahre 1929 was mit dem Auslieferungsdatum passgenau ist. Des Weiteren sind der Primärkettenkasten sowie das Getriebe korrekt und auch der Vergaser folgt diesem Eindruck. Darüber hinaus ist eine originale Alpha Le Locle Tachoanlage mit Winkelantrieb vorhanden und der Zündmagnet mit aufgeschnallter Lichtmaschine wurde von Wolfang Osterhaus (Meisterbetrieb Oldtimerelektrik) komplett neu aufgebaut. Beim Scheinwerfer dürfte es sich laut Scheinwerferglas um ein Bosch-Produkt handeln. Mit Ausnahme von wenigen Teilen ist die Maschine komplett. Der Motor dreht, das Primärgehäuse ist frei von Rissen oder Löcher und das Kettengehäuse ohne Beschädigungen.
Beim Lack handelt es sich noch um den Originallack. Dies, zusammen mit der hohen Originalität relevanter Komponenten wie Motor und Getriebe machen diese Condor Grand Sport zu einem sehr seltenen und deshalb interessanten Zeitgenossen. Wurden vom Model Grand Sport über alle Typen etwa 1500 Stück produziert, so dürften nur wenige den Zahn der Zeit überlebt haben. Ein Blick in die Statistik des Bundesamts für Strassen und Verkehr ASTRA zeigt, dass gerade einmal 7 Condor Grand Sport 512 über die letzen 5 Jahre eingelöst waren. Ein paar mehr dürften sich wohl noch in Sammlungen und Scheunen befinden. Die Anzahl der Maschinen darunter die sich noch im Erstlack präsentieren dürfte sich aber an einer Hand abzählen lassen.
Bei der Condor-Werke AG handelte es sich um einen der grössten Schweizer Hersteller von Motor- und Fahrrädern mit einer über hundertjährigen Produktionsgeschichte. Zeitweise agierte die Firma sogar als Ausrüster für das Schweizer Militär.
Die Geschichte nahm 1893 seinen Lauf als der Franzose Edouard Scheffer im heute jurassischen Courfaivre nahe Delsberg und am Flüsschen Sorne gelegen eine Werkzeugmaschinenfabrik für Uhrmacherwerkzeuge gründete. Um die Jahrhundertwende wurde die Firma im Zeichen der aufkommenden Verbrennungsmotoren und deren sich bietenden Möglichkeiten reorganisiert und man beschloss, ein erstes Motorrad unter der Leitung von Otto Fricker zu entwickeln. Die Motoren wurden hierfür zugekauft und steigerten sich auch allmählich in deren Leistung. Die Langlebigkeit dieser frühen Motoräder begründete den guten Ruf der Firma und es war auch in dieser Zeit als man entschied die Firmenbezeichnung auf Condor-Werke AG zu ändern und man sich den Kondor als Firmenlogo einverleibte.
Trotz der Ressourcenknappheit im Zuge des 1. Weltkrieges bewerkstelligte man es, die Produktion aufrecht zu erhalten was es erlaubte in der Nachkriegszeit von der stark anziehenden Nachfrage für kleinere und leichte Motorräder zu profitieren, entsprachen diese Modelle doch auch ganz der Firmenphilosophie. Diese Entwicklung ging des Weiteren einher mit einer eindrücklichen Serie von Rennerfolgen in den Zwischenkriegsjahren, vor allem in der 250 ccm und in der 350 ccm Klasse. Die Motoren wurden noch immer jeweils hinzugekauft, wobei sich die Firma M.A.G. – die Motosacoche Acacias Genève – zum eigentlichen Hoflieferanten für Condor aufschwung. M.A.G. selbst war auch eine Schweizer Firma und baute damals erfolgreich Einbaumotoren für eine internationale Klientel. In diese Zwischenkriegszeit fiel auch die Einführung des Modell Grand Sport, ab 1927. Wie der Name schon suggeriert sprach die Grand Sport eine sportlich affine Klientel an und war verfügbar bis 1940 mit 350 ccm oder 500 ccm in zwei Motorengrössen.
Interessenten für diese 1929 Condor Grand Sport 512 dürfen sich gerne über das folgende Formular melden:
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