Lanz Bulldog – Namenspate einer ganzen Generation

Als Sohn eines Kolonialwarenhändlers gross geworden kümmerte sich Heinrich Lanz im Familienbetrieb erst um den Vertrieb von britischen Maschinen für die Landwirtschaft. Mit einkehrendem Erfolg und weiterer Diversifizierung in den Unterhalt sowie Modifikation der Maschinen, auch durch eigene Innovationen, entschied sich Heinrich Lanz 1870 für die Gründung der Firma „Heinrich Lanz und Co.“. Diese ermöglichte es ihm auch, seine unternehmerischen Visionen zielgerichteter zu verfolgen. Im Zuge der Industrialisierung und einhergehendem wirtschaftlichen Aufschwung setzte Lanz schwergewichtig und erfolgreich auf die Herstellung von Lokomobilen und Dampfdrehmaschinen welche, entgegen der Konkurrenz, alle aus eigenen Teilen produziert wurden.

Die zunehmende Verbreitung des Verbrennungsmotors führte dann dazu, dass Lanz ab 1921 das erste firmeneigeneTraktormodell produzierte, den Lanz Bulldog HL12. Die Robustheit des Modells sowie dessen Brennstoffgleichgültigkeit – der Einzylinder Glühkopfmotor begnügte sich mit ziemlich allen Ölen – machten den Bulldog und dessen Abkömmlinge über die Jahre wirtschaftlich so erfolgreich, dass die Terminologie Bulldog in Teilen des deutschen Sprachraums zunehmend stellvertretend für einen Traktor oder Ackerschlepper gebraucht wurde. Die Namensgebung Bulldog selbst stammt von der gedrungenen und bulligen Erscheinung des Traktors, auch mit dessen vornanliegendem Glühkopf. Glüht bei Dunkelheit die Glühnase stark, so erscheinen die zwei seitlichen Löcher als rot leuchtende „Augen“.

Die Modellpalette wurde in den Zwischenkriegsjahren regelmässig überholt, wobei die Motoren zunehmend leistungsfähiger wurden. Auch brachte die Fliessbandproduktion weitere ökonomische Vorteile und half, die Lanz Bulldog Schlepper einem grossen Kundenkreis zugänglich zu machen.

Der Zweite Weltkrieg brachte dann eine Zäsur, wurden doch weite Teile der Werke zerstört. Weil Lanz weiter am Glühkopf-Motor festhielt und die Konkurrenz auf sparsamere, leichter zu bedienende Diesel Viertakt-Motoren setzte verlor man auch immer mehr Marktanteile. Es folgten 1949, getrieben durch den hohen Verbrauch der Glühkopftechnik, die Halbdiesel-Bulldogs bei welchen Benzin zum Anlassen gebraucht und sobald auf Betriebstemperatur auf Diesel gewechselt wurde. 1955 kamen dann die Volldiesel auf den Markt, kurz bevor 1956 John Deere die Aktienmehrheit an Lanz übernahm.

Diese Übernahme half Lanz den Technologierückstand wieder wett zu machen und zeitgleich John Deere sich in Europa zu positionieren. Das typische „Lanz-Blau“ wurde vom John-Deere Grün abgelöst. Wurden anfänglich die Modelle noch unter dem Namen „John-Deere-Lanz“ verkauft so entschied man sich 1967 den Zusatz „Lanz“ aufzugeben, hielt aber bis heute am Standort Mannheim, der Wiege der Heinrich Lanz AG fest.

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